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Butterbrot 1947

Butterbrot 1947
Da gab´s noch kein´s da war bloß Milch - von Muttern für den kleinen Knülch!

Butterbrot 1953

Zu jener Zeit waren die Butterbrote je nach Einkommen und Hersteller bestückt.
Opa war der beste Brothersteller denn seine Brotschnitten waren oft bis zu 3cm dick.
Mit der Butter drauf war´s anders.
Die war mal zehntel, mal mehrere Millimeter dick und noch heute erscheint
vor meinem inneren Auge bei dem Begriff "Butterbrot" dieses selten genossene
2cm starke frische Brot mit der variierenden von einem bis im Glücksfall maximalem 4mm Butterbestrich !
Leider war Opa nur selten in der Küche in der Donaustraße 3c!
Oma war Haushaltsvorstand und in gutem schwäbisch "mir miased spara" (wir müssen sparen)
gab´s von Ihr jene sagenhaften Butterbrote nach Opa-Art so gut wie gar nicht.

Lauingen
eine Mittelalterliche Stadt an der Donau gelegen war für uns Buben damals in den
kargen Nachkriegsjahren besonders im Herbst eine stete Fundgrube von Eßbarem.
Getrunken wurde aus den damals noch zahlreichen Stadtbrunnen
Äpfel, Birnen, Zwetschgen, egal wo sie runter fielen, alles wurden vernascht
.
"Makkabertl" ein alter Herr, der für den Schnecken-Stein die schleimigen Kriechtiere
gegen Bares sammelte und dem wir oft dabei halfen lud uns alle mal zum Probieren ein.
Und so wurden wir alle schon mit 5 Jahren echte Gourmets, denn die Schnecken waren mit Speck
und Knoblauch gebraten zu den mitgebrachten Butterbroten eine viel zu seltene Köstlichkeit.

Eines Tages fanden wir beim Spiel, entlang der alten Stadtmauer auf dem mit den Häusern
über Brücken im ersten Stock verbundenen Wehrgang, in Blumentöpfen gezüchteten Schnittlauch.
Der wuchs dort auf der Verbindungsbrücke zum Haus eines älteren Ehepaares in einigen großen Töpfen.
Die teilweise abgeschnittenen Sprossen ließen uns nicht lange zögern unsere mitgebrachten
Butterbrote mit von uns abgeschnittenen Stengeln zu belegen.

Das ist aus heutiger Sicht noch "Butterbrot in Vollendung"!

Doch damals kam nach einiger Zeit aus der Haustüre immer der Besitzer jener
Köstlichkeiten herausgeschossen und verjagte uns brüllend.
Da waren wieder einige Tage oder Wochen Ruhepausen auf dem Wehrgang.
Doch immer wieder mal zwischendurch waren wir mit den leeren Butterbroten auf der Mauer unterwegs.
Lauernd, ob sich keiner zeigte, vorsichtig, sichernd näher geschlichen.
Die grünen Lauchstengel abgemäht auf´s Brot. Und fast immer dann erst wenn der letzte sich bedient hatte,
stürzte der wütende Besitzer aus der Haustür über die Brücke zum Wehrgang. Brüllend, schimpfend, schreiend!

Später, Jahrzehnte später habe ich wann immer ich mein Lauingen besuchte dieser kargen Kindertage
gedacht und freute mich, wenn ich auf der Mauer mal einen Schnittlauch im Gefäß entdeckte.
Nahm einen Lauchstengel zwischen die Zähne, auch öfters mal ein Butterbrot mit, doch es war nicht dieses,
nicht das erinnerte von damals!
Das Brot nicht so frisch, die Butter zuwenig und wenn viel, dann zuviel !
An einem solchen Tag kam aus dem Haus an der Brücke eine Frau heraus und wir kamen ins Gespräch!
Ja, sie erinnerte sich gut an uns und ihrem inzwischen verstorbenen Mann hat es eigentlich
immer nur Spaß gemacht uns zu jagen! Daß die Blumentopf - Schnittlauche von Jahr zu Jahr stetig
mehr wurden haben ich und die anderen damals gar nicht bemerkt.
Erst heute weiß ich, daß der Besitzer unseres kostenlosen Butterbrotbelages sich
über unsere Gefräßigkeit freute. Jahr für Jahr mehr züchtete, wahrscheinlich solange
bis die jugendlichen Beutezüge der Notzeiten vorbei waren.

Noch heute kann ich kein Butterbrot essen ohne an den nie wieder verspürten Geschmack
der damaligen meist in freier Luft genossenen zu denken.
Fast alles kann man kaufen, sich leisten, doch was gäb´ ich heut noch einmal
für den Geschmack jener Butterbrote!

Butterbrot 1952

Pergynth vom Ammersee - 2002

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